INDUSTRIEFOKUS 2022: Contract & Claim Management

Am 24.08.2022 öffnete die Fachtagung "INDUSTRIEFOKUS: Contract & Claim Management" zum 4. Mal ihre Pforten für Tagungsgäste aus dem industriellen Projektgeschäft, mit dem Branchenschwerpunkt Anlagenbau / Maschinenbau. Über 60 Fach- und Führungskräfte aus 37 Unternehmen waren der Einladung der 1155PM consultants GmbH gefolgt, zu Fachvorträgen, inhaltlichem Austausch und zum entspannten Netzwerken in angenehmer Atmosphäre.

Neu bei der diesjährigen Fachtagung: Bereits vor Beginn der Abendveranstaltung bekamen die Tagungsgäste mit dem Fachvortrag "Internationale Schiedsverfahren im Überblick" ab 16:30 Uhr am 24.08.2002 einen Vorgeschmack auf die weiteren interessanten Vorträge des Folgetages. Gehalten wurde dieser Vortrag von Frau Dr. Ulrike Wesche (Hoffmann Liebs Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB) und Herrn Dietmar Ludolph (Kanzlei Ludolph GbR).

Routiniert und abwechslungsreich führten die beiden Experten die Tagungsgäste in die Vorteile internationaler Schiedsverfahren ein, stellten aber auch die Grenzen von Schiedsverfahren gegenüber staatlicher Gerichtsbarkeit heraus. Die Vorstellung von Kriterien zur richtigen Wahl der Schiedsinstitution im Konfliktfall rundeten den Partnervortrag genauso ab, wie die Darlegung der weltweit gängisten Schiedsordnungen.

Wie bislang bei jeder Fachtagung "INDUSTRIEFOKUS: Contract & Claim Management" der 1155PM consultants GmbH wurde auch in diesem Jahr den Tagungsgästen genügend zeitlicher Raum geboten, um sich kennenzuleren, neue Kontakte zu knüpfen und Erfahrungsaustausch über vielfältige Aspekte des Contract & Claim Managements zu betreiben. Bei einem Barbecue-Buffet auf der Sonnenterrasse des Tagungshotels, untermalt von den dezenten Rhythmen der Band "Jazz Royal", waren Contract & Claim Management auf einmal keine "trockenen" Themen mehr, sondern spannender Gesprächsstoff, der zu manchem "Ach, in Ihren Projekten ist das ganz ähnlich" führte.

Um das Netzwerken und den Erfahrungsaustausch der Tagungsgäste untereinander anzuregen, stellten sich die Vortragsreferenten und ihre jeweiligen Vortragsthemen den Tagungsgästen  vor Beginn des festlichen Teil des Abends vor.

Am Morgen des 25.08.2022, ab 09:00 Uhr begrüßten Jürgen Hahn und Christina Högy (Geschäftsführer und Prokuristin der 1155PM consultants GmbH) die zahlreich erschienenen Tagungsgäste zum "INDUSTRIEFOKUS 2022: Contract & Claim Management". Jürgen Hahn, Mitgründer der 1155PM consultants GmbH und Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens berichtete den Tagungsgästen darüber, wie es zum diesjährigen Tagungsmotto "Das Kind ist in den Brunnen gefallen -wie geht es weiter?" kam und welche Erfahrungen er selbst in der Vergangenheit mit der retrospektiven Aufarbeitung von gestörten Bauabläufen gemacht hat. Christina Högy, die im Unternehmen der 1155PM consultants GmbH, neben ihrer eigentlichen Funktion als Prokuristin, die Funktion der Projektleitung für Seminare und Fachtagungen inne hat, gab den Tagungsgästen im Anschluß hieran einen Überblick über den Ablauf der Veranstaltung und diesbezügliche administrative Belange.

Vortragsreferent Herr Dr. Ulrich Hagel (Alstom) stellte in seinem Vortrag das weite Spektrum der Streitbeilegungsverfahren sowie deren Merkmale vor und zeigte im weiteren Verlauf auf, nach welchen Kriterien und mit welchen Methoden strittige Vertragsparteien im Projekt ein Streitbeilegungsverfahren auswählen können, welches den Interessen der Parteien und für die jeweilige Projektkonstellation am geeignetsten ist. Herr Dr. Hagel erläuterte in diesem Zusammenhang eine datenbankgestützte Auswahlmethodik des Round Table Mediation und Konfliktmanagement der deutschen Wirtschaft (RTMKM) und stellte anhand der Anforderungen eines fiktiven Projektes an ein Schiedsverfahren die mittels Datenbankauswertung gewonnen Ergebnisse vor.

Weiter ging es an diesem Morgen mit einem Partnervortrag von Herrn Christoph Schubert (Hausfeld LLP) und Herrn Oliver Knura (1155PM consultants GmbH / Ponschab + Partner).

In ihrem Vortrag gaben die beiden Referenten im Wechselspiel Anregungen für effiziente Konfliktlösungen zwischen den Vertragsparteien in industriellen Projekten. Den Tagungsgästen des "INDUSTRIEFOKUS 2022: Contract Claim Management" stellten sie anhand des Zusammenspiels/ der Wechselwirkung der Faktoren "Rechtslage", "Wirtschaftliche Lage", "Verhandlungstaktik" und "Lösungsstrategie dar, welche Optionen die Vertragsparteien im Projekt zur Entwicklung einer Strategie zur effizienten Lösung eines wirtschaftlichen Konfliktes haben. Kernaussage hierbei war, dass es zu keinem Zeitpunkt eine universell gültige Strategie zur Bewältigung des Konfliktes gibt; es manchmal einer gerichtlichen Klage einer Vertragspartei bedarf oder aber, dass in anderen Fällen eine Wirtschaftsmediation oder eine Kombination einer Wirtschaftsmediation mit einem Gerichtsverfahren erfolgreich sein kann.

Weiterer Vortragsredner an diesem Tag war Herr Tarek Salama (Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH), welcher mit einem -auf den ersten Blick- überraschendem Vortragsthema aufwartete. "Ist Claim Management ein Compliance-Thema?" stellte er die Frage an die Tagungsgäste, um diese im Verlauf seines Vortrages auch zu beantworten.

Claim Management und unternehmensinterne Verordnungen und Richtlinien (Compliance) sind seiner Ansicht nach zueinander in Beziehung zu setzen. Dabei geht es um die Frage, ob Claim Management auch ein Compliance Thema ist. Claim Management wird seinen Ausführungen zufolge durchaus als vertragliches Recht wahrgenommen. Einerseits geht es um die Wahrnehmung vertraglicher Ansprüche eines projektgetriebenen Unternehmens gegenüber Kunden und Lieferanten. Andererseits ist dieses projektgetriebene Unternehmen im Sinne einer wertorientierten Unternehmensführung den nachhaltigen Interessen seiner Eigentümer und Mitarbeiter verpflichtet.

Wie vertragen sich Claim Management und Compliance im Kontext inflationierender Claims, richtete Tarek Salama die Frage an das Auditorium. Es stehen sich hierbei Ethik (nicht Recht) und Unternehmensinteressen gegenüber!  Da die Durchsetzung von Unternehmensinteressen aber für die Geschäftsführung und Mitarbeiter eines projektgetriebenen Unternehmens rechtlich zwingend sind, gibt es eigentlich keinen Raum für Compliance-Erwägungen … oder? Diese Frage erörtete Tarek Salama gemeinsam mit den Tagungsgästen.

Frau Isabelle Göllner (Hensold Sensors GmbH) widmete sich in ihrem Vortrag einem -scheinbar- eher softem Thema innerhalb des Contract & Claim Managements, der Körpersprache und dem stimmlichen Ausdruck des jeweiligen Gegenübers in Claim- und Vertragsverhandlungen.

Ihren Vortrag beginnend mit den Grundlagen der zwischenmenschlichen Kommunikation und der Differenzierung zwischen den zwei Verhaltensmustern "Wohlsein" und "Unwohlsein" leitete sie über zum Thema der Steuerung der Körpersprache durch das limbische System, welches dazu dient, den Menschen vor Gefahr zu bewahren. Das limbische System veranlasst den Menschen zu einer dreistufigen Verhaltensweise: "Freeze-Flight-Fight". Den Ablauf dieser immer gleichen Verhaltensweise gilt es zu verstehen, um Körpersprache des Verhandlungspartners lesen und das eigene Verhalten in einer Verhandlungssituation hierauf anpassen zu können.

Hierauf aufsetzend führte Isabelle Göllner aus, welche Relevanz das Thema Körpersprache und die Fähigkeit diese lesen zu können, für das Geschäftsleben hat. Das Fazit, welches Isabelle Göllner zum Ende ihres Vortrages zog, war prägnant. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Verhandlung liegt in den eigenen Händen eines jeden. Verhandlungspartner sind in ihrem jeweiligen Kontext zu betrachten; ein respektvolles Miteinander mit dem Verhandlungspartner trotz möglicher Konflikte auf der Sachebene und Verhalten des Verhandlungspartners nicht zu werten, sondern nur zu beobachten. Beachtet man diese "einfachen" Grundsätze, werden Verhandlungen effizienter und erfolgreicher.

Herrn Peter Simoneits (Andritz Metals Germany GmbH) Vortrag beendete die Reihe interessanter Fachbeiträge an diesem Tag. Ein scheinbar einfaches Vortragsthema. Doch lediglich auf den ersten Blick einfach.

Peter Simoneit berichtete dem Auditorium aus seiner langjährigen Berufspraxis wie strukturiertes Vorgehen bei der Erstellung eines professionellen „Claim“-Dokuments, das einer Prüfung durch den Auftraggeber und durch kundige Dritte standhält, zu betreiben ist. Im Verlauf seines Vortrages stellte er die vier Eckpfeiler bei der Erstellung eines „Claim“-Dokumentes dar und erläuterte diese anhand aktueller Praxisbeispiele.

Unter dem Motto „Pick your fight carefully” stellte Peter Simoneit einige strategische Überlegungen aus Sicht des zur Ausführung einer EPC-Leistung beauftragen Unternehmens vor und vertiefte, zu welchem Zeitpunkt während der Projektabwicklung ein Claim beim Auftraggeber eines Projektes eingereicht werden sollte, um den maximal gewünschten Erfolg für den Auftragnehmer zu erreichen. Hierbei rundete er seinen Vortrag mit eigenen Erfahrungen bei Kundenverhandlungen mit guten und weniger guten Präsentationen eines Claims ab.

Unter dem Motto der Fachtagung: „Das Kind ist in den Brunnen gefallen“ erörterte er die Vor- und Nachteile einer Vergabe der Claim-Erstellung bei Zeitdruck an Externe, wie zum Beispiel Sachverständige und „Forensic Delay“ Spezialisten.

Abschließend zu seinem Vortrag gab Peter Simoneit einen Exkurs über die Möglichkeiten, aus den aktuellen Force-Majeure-Situationen, wie COVID-19-Pandemie und Russisch-Ukrainischem Krieg, eine projektspezifische Kompensation von Kosten durch den Auftraggeber bzw. den Kunden zu erreichen.

Nahezu 1,5 Tage Fachtagung, prall gefüllt mit Themen des Contract & Claim Managements, neuen Kontakten zwischen Menschen und dem Aufnehmen von Wissen und neuen Meinungen und Erfahrungen zu einzelnen Aspekten des Contract & Claim Managements neigten sich am 25.08.2022 gegen 17:00 Uhr dem Ende zu. Der Geschäftsführer der 1155PM consultants GmbH, Herr Jürgen Hahn bedankte sich bei allen Tagungsgästen für die Teilnahme am INDUSTRIEFOKUS 2022: Contract & Claim Management und für deren rege Teilnahme an den vielfältigen Diskussionen zu den gehörten Fachvorträgen.

Während der Tagung waren die Gäste darum gebeten, aktiv an einem Stimmungsbild des Claim Managements mitzuwirken. Insgesamt vier vorgebene Thesen waren durch jeden einzelnen Tagungsgast per Klebepunkt zu kommentieren:

1.) Wenn wir einen Claim stellen, geht die Sucherei nach der Beweisdokumentation los.
2.) Wir wägen sorgsam unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten ab, welches Streitbeilegungsverfahren wir im Konfliktfall wählen.
3.) Wir nehmen uns immer ausreichend Zeit, um uns auf Claim-Verhandlungen mit Geschäftspartnern vorzubereiten.
4.) Wir sind stets dazu in der Lage, umfangreiche prüffähige Claim-Dokumente zu erstellen.

Wir lassen an dieser Stelle das nebenstehende Foto des von den Tagungsgästen erarbeiteten Stimmungsbildes für sich sprechen.

Mit einem herzlichen "Es war schön mit Ihnen, wir freuen uns, Sie im kommenden Jahr auf dem INDUSTRIEFOKUS 2023: Contract & Claim Management" begrüßen zu dürfen, schloß Jürgen Hahn die diesjährige Fachtagung. Abschließend erwähnte er, dass er schon einen Themenschwerpunkt für die Tagung im Jahr 2023 im Auge hätte, aber diesen noch für sich behalten wolle. Gerne sind alle künftigen Tagungsgäste darum gebeten, einen Themenschwerpunkt für den INDUSTRIEFOKUS 2023: Conract & Claim Management vorzuschlagen. Bitte senden Sie Ihre Vorschläge an industriefokus (at) 1155pm.de

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